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Edgar Reitz

Edgar Reitz studierte Germanistik, Publizistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft. Einige seiner Werke sind:

  • Heimat-Trilogie
  • Der Schneider von Ulm 
  • Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht

Newsletter Juli 2019

Maximilian Schell

Maximilian Schell, studierte Musik- und Theaterwissenschaft an der LMU. Drei seiner bekanntesten Spielfilme sind:

  • Erste Liebe 
  • Der Richter und sein Henker
  • Geschichten aus dem Wienerwald

Newsletter Juli 2019

Tita von Hardenberg

Tita von Hardenberg, eigentlich Katharina Habsburg-Lothringen-Kyburg,  ist eine deutsche TV-Journalistin, -Moderatorin und TV-Produzentin, die vor zwei Jahren als „Berliner  Unternehmerin“  ausgezeichnet wurde. Tita von Hardenberg ist verheiratet und Mutter dreier Kinder, sie setzt sich für die Rolle der Frauen in unserer Arbeitswelt ein und engagiert sich für wohltätige Ziele.

Der erste Blick trifft jedoch eine attraktive Frau, die mit femininer Ausstrahlung Akzente setzt. Ihre Präsenz in der Gesellschaft, vor den Fotografen, ihre entspannte und trotzdem überlegte Wortwahl beweisen, dass sie Erfahrung damit hat, im Mittelpunkt zu stehen.

Mit zwei Partnern hat sie vor nun über 20 Jahren in Berlin die Medienfirma Kobalt Productions gegründet und wurde mit der ARD Sendung Polylux einem weiten Publikum bekannt. Heute hat sie bei Kobalt die Chefredaktion inne und ist für die Entwicklung neuer Formate zuständig. Auch die Online Redaktion und experimentelle Formate fallen unter ihre Zuständigkeit. Sie spricht für ganz Kobalt, wenn sie sagt: „Finanzielle und inhaltliche Unabhängigkeit hat für uns höchste Priorität. Qualität ist wichtiger als Rendite.“ Und: „Wir streben danach, mit unseren Publikationen positiv in die Gesellschaft hinein zu wirken. Wir wollen im Sinne der Ideen des ´constructive journalism´ Orientierung geben und unseren Fokus auf Lösungen und Menschen richten, die dazu beitragen, die Gesellschaft besser zu machen.“

Kobalt produziert hauptsächlich für das öffentliche Fernsehen Sendungen, die die großen aktuellen Geschichten Europas verfolgen, und legt ein nicht kommerzielles Magazin für Musik, Pop- und Gegenkultur auf. Kobalt produziert Sendungen, die jede Woche in ganz Europa die relevanten neuen kulturellen Werke aufspüren, vorstellen, diskutieren und hinterfragen und – in einer anderen Sendereihe - einen rasanten Streifzug durch die Welt der Performing Art liefern.

Kobalt gehört heute zu den größten unabhängigen deutschen TV Produzenten für Kultur- und Gesellschaftsthemen.

Tita von Hardenberg agiert in der Firma zwar eher hinter den Kulissen, aber eine Jury attestiert ihr „Aufstieg“, „Kreativität“, „ökonomischer Erfolg“ und „Standhaftigkeit“ und kürt sie zur Berliner Unternehmerin des Jahres. In den Interviews, die sie anlässlich der Preisverleihung gab, wird deutlich: Tita von Hardenberg ist sich durchaus ihrer Vorbildfunktion für Frauen bewusst, sie sieht, dass immer wieder junge Frauen in die Berufswelt kommen, die gut ausgebildet und international sind. Aber dann? „Junge Frauen trauen sich oft weniger als junge Männer“ und „Beim weiblichen Geschlecht sind Selbstzweifel stärker ausgeprägt“ [1].

Tita von Hardenberg hat eine klare Vorstellung von dem, was sich verändern muss, damit noch mehr Frauen selbstständig arbeiten wie sie. „Bei der Betreuung muss noch viel passieren – das ist meiner Meinung nach der Schlüssel“, wird sie zitiert. Sie selbst hat sich früh ein Kindermädchen geleistet, selbst wenn ein Großteil des Verdienstes da hineinfloss. Heute nimmt sie ihre jüngste Tochter manchmal mit ins Büro. Die sitzt dann auf der Fensterbank und liest oder chattet, während die Mutter am Schreibtisch beschäftigt ist.

Das Vereinbarkeitsthema liegt ihr besonders am Herzen, denn sie weiß aus eigener Erfahrung, wie anstrengend es ist, Beruf und Familie im Einklang zu halten und welcher radikalen Disziplin es bedarf. In der Firma werden flexible Arbeitszeiten ermöglicht, gerade für junge Mütter und Väter. Das sei zwar zeitweise suboptimal, aber es lohne sich. Frauen steigen schneller wieder ein, selbst wenn es erst einmal stundenweise ist.

Tita von Hardenberg engagiert sich zusätzlich auch noch sozial, sie ist Schirmherrin des Berliner Umweltpreises des BUND und offizielle Patin des Kinderhospizes Bethel für sterbende Kinder. 2018 wurde sie in das Kuratorium des globalen Kinderhilfswerkes „Plan International“ gewählt. Selbstredend ist sie auf Charity Veranstaltungen ein gern gesehener Gast, aber auch ein gesuchter Diskussionspartner wenn es um ethische Fragen geht, wie etwa der Zusammenhang des westlichen Lebensstils mit der humanitären Katastrophe im Kongo.

Welche Ausbildung befördert eine solche Karriere? Manche sagen Tita von Hardenberg hat die beste erhalten, die möglich ist: geboren in Hamburg, Abitur auf einer Rudolf-Steiner-Schule und Studien an den besten Universitäten: in München an der LMU Studium der Geschichte und der Politikwissenschaften, anschließend einen Master of Science an der London School of Economics and Political Science.


Ähnlich äußerte sich Frau Milagros Caiña Carreiro-Andree, Mitglied des Vorstands der BMW AG in der Diskussion über „Frauen in Führung“, die die Münchener Universitätsgesellschaft im Dezember 2015 veranstaltete.

Newsletter November 2018

Hildegard Hamm-Brücher

Was für eine Jugend, und welch aufrechte Politikerin !

Eigentlich stand der sportlichen, immer etwas verschlossenen Tochter aus wohlhabendem Haus die Welt offen, der Vater ein angesehener Direktor, vier Geschwister, eine Villa in Berlin-Dahlem. Aber dann starben beide Elternteile, die Großmutter in Dresden, eine Jüdin, nahm die Gymnasiastin auf. Die junge Dame war eine talentierte Leistungsschwimmerin, so gut, dass sie als Mitglied des Nachwuchskaders zu den Olympischen Spielen in Berlin reisen durfte, sie sollte einmal Wettkampfluft schnuppern. Aber die Nürnberger Rassengesetze des NS-Staates begannen zu wirken. Als Halbjüdin wird sie erst aus dem Schwimmverein ausgeschlossen, dann muss sie die Schule verlassen, findet Zuflucht im Internat Salem, das sich aber schon bald von Nichtariern säubert. Wider jedes Erwarten schafft sie es, in Konstanz das Abitur zu machen. Mit einer Sondergenehmigung, für die der Nobelpreisträger Heinrich Wieland sorgt, studiert sie Chemie an der LMU in München.

Der Krieg hatte schon begonnen, und gerade an der LMU gab es Widerstand gegen die Gräueltaten der Wehrmacht, gegen das ganze Regime. Hildegard Brücher kannte die Professoren und die Studierenden der „Weißen Rose“[1], fühlte sich ihnen verbunden, wurde aber nicht aktiv.

Sie musste an den Starnberger See, teils weil das Institut in München ausgebombt war, teils aber auch weil es dort ihrem Doktorvater besser gelang, sie gegen Verfolgung durch die Gestapo zu schützen.

Die Befreiung durch die Alliierten kam für sie einem Berufsverbot gleich: Chemische Grundlagenforschung wurde verboten, Hildegard Brücher musste anderswo unterkommen, sie wurde Wissenschaftsjournalistin. Als sich ihr aber ein Stipendium in Harvard zum Studium der Politikwissenschaften bot, griff sie sofort zu und begann damit ihre Karriere als eine der bedeutendsten und aufrechtesten Politikerinnen der Bundesrepublik.

Hier nur die wichtigsten Stationen:

Hildegard Hamm-Brücher wurde in den Münchener Stadtrat auf die Liste der FDP gewählt [2]. Hier war es Theodor Heuss [3], mit seinen Ansichten und Warnungen zum Aufbau und zum Erhalt der Demokratie, der sie in die Politik brachte.

Sie wurde anschließend über mehrere Perioden Mitglied des Bayerischen Landtags.  Vor ihrer letzten Wahl hatte man sie, die den Funktionären oft zu klug und zu aufrichtig und manchen ‚zu weit links‘ war, zur Strafe auf den hoffnungslosen Platz 17 der oberbayerischen Liste verbannt, doch durch in Bayern mögliche Vergabe von Stimmen an einzelne Kandidaten kam sie jedoch auf Platz 1 und zog, von den Medien stark beachtet, zum dritten Mal in den Landtag ein.

Hamm-Brücher wurde in den Bundesvorstand der FDP gewählt, in dem sie lange Jahre wirkte, einige Zeit sogar als stellvertretende Bundesvorsitzende.

Als erste Frau wurde sie als Staatssekretärin in das Kultusministerium des Landes Hessen berufen. Anschließend wechselte sie als Staatssekretärin in das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft.

14 Jahre lang war sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Große Beachtung fand hier ihre Rede anlässlich des Misstrauensvotums gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt, in der sie sich mitten in der Legislaturperiode gegen eine Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler und stattdessen für komplette Neuwahlen aussprach.

Einmal war sie Kandidatin der FDP für das Amt des Bundespräsidenten, unterlag aber im dritten Wahlgang dem CDU-Kandidaten Roman Herzog [4] .

Immer wieder sprach sie ihr abweichendes Votum aus, riet ihrer FDP bei Gelegenheit zur Erneuerung durch Opposition und mahnte zur Rückkehr zu längst abgelegten liberalen Prinzipien.

Bis sie schließlich - nach 54 Jahren - ihre Mitgliedschaft in der FDP beendete. Sie begründete dies mit der „Annäherung der FDP an die antiisraelischen und einseitig propalästinensischen Positionen des Herrn Möllemann“.

Von den hessischen Grünen wurde Hildegard Hamm-Brücher als Wahlfrau für die 14. Und 15. Bundesversammlung nominiert. Beides Mal stimmte sie für den parteilosen Joachim Gauck.

"Freiheit ist mehr als ein Wort" – der Titel ihrer Autobiografie schwingt immer mit, wenn sich der Autor dieser Zeilen an die Präsenz von Hamm-Brücher in München erinnert. Oft besuchte sie die Munich History Lectures, eine von der Münchener Universitätsgesellschaft geförderte Reihe, in der die angesehensten Wissenschaftler in der LMU Gastvorträge hielten. Besonders blieb ihm jedoch die „Umarmung des Amerika Hauses“ in Erinnerung. Es war wohl das letzte Mal, dass diese große Politikerin sich in der Öffentlichkeit zeigte. Durch ihren Einsatz, durch die ganze Aktion blieb das Amerika Haus seiner ursprünglichen Bestimmung als kulturelles Bindeglied zwischen den beiden Kontinenten erhalten [5].


[1] Zur Weißen Rose siehe Newsletter vom November 2015

[2]  Das Titelbild zeigt Hildegard Brücher als sie für die FDP in den Münchner Stadtrat einzog

[3] Alumnus der LMU, siehe Newsletter vom Dezember 2014

[4] Alumnus der LMU, siehe Newsletter vom Dezember 2014

[5] Zur Weisheit der Bayerischen Staatsregierung hat Ludwig Thoma Aufschlussreiches geschrieben; Thoma war Alumnus der LMU, siehe Newsletter vom September 2016

Newsletter November 2018

Edda Ziegler

Edda Ziegler kam nach München und blieb: Nach vielen Umzügen und Neuanfängen setzte sie ihre in Bonn begonnenen Studien an der LMU fort und brachte sie zum Abschluss: Sie promovierte über den Hamburger Verleger Julius Campe, der auch die Schriften des damals schon im Pariser Exil lebenden Heinrich Heine herausbrachte. Da dessen Werke wegen der rigiden Zensur des Vormärz nicht in Hamburg gedruckt werden konnten, suchte Campe nach Druckereien, die einer weniger rigiden Zensur unterlagen. Das führte dann dazu, dass Edda Ziegler für ihre Recherchen u.a. nach Altenburg/Thüringen reisen musste, um dort Originalunterlagen zu sichten. Dafür wurde sie später von ostdeutschen Wissenschaftlern beneidet, denen solche Einsichten allzu oft verwehrt waren, andererseits von ihrer Altenburger Vermieterin streng überwacht, schließlich traute die Stasi einer solchen jungen Dame aus Westdeutschland alles Mögliche zu.

Die Dissertation wurde ein Erfolg, wissenschaftlich aber auch wirtschaftlich. 20 Jahre lang war sie auf dem Buchmarkt erhältlich und noch heute kann man sie über den Versandhandel beziehen.

Edda Ziegler wurde wissenschaftliche Mitarbeiterin, also Dozentin mit festem Vertrag, aber statt der Habilitation kamen Familie und drei Söhne.

Edda Ziegler beeindruckt durch eine Vielzahl verschiedener Aktivitäten und Engagements:

  • Dozentin: Sie hat die buchwissenschaftlichen Studiengänge an der LMU mitbegründet und ihnen zum Erfolg verholfen
  • Sachbuchautorin: Ein ganzer Reigen von Büchern über Schriftsteller, Verleger und die literarische Zensur ist ihr zu verdanken. Am meisten hat sie sich mit Theodor Fontane auseinandergesetzt, dessen Frauenschicksale sie tief beeindruckten.
  • Als Frauenbeauftragte sorgte sie für Chancengerechtigkeit an der Universität
  • Seniorenstudium: Nachdem der unvergessene Eugen Biser die Leitung des Seniorenstudiums abgab, gehörte Edda Ziegler zum engeren Kreis, der dieses Studium weiterführte und ihm neue Impulse gab.
  • Manuskriptum: Diese Schreibwerkstatt bot Studierenden der LMU an, ihre schriftstellerischen Fähigkeiten weiter auszubauen und zu vervollkommnen. Unter Leitung von Edda Ziegler haben es dann einige geschafft, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, Lena Gorelik und Fridolin Schley sind die zwei bekanntesten Autoren dieser Schule.

Newsletter Juli 2018