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Max Wagner

Studium der Rechtswissenschaft an der LMU

Kulturmanager mit vielen Facetten:

Jurastudium in München und Paris, anschließend noch ein Gesangsstudium in Dresden und Mainz. Als Bassbariton trat Max Wagner bei Liederabenden und auf Opernbühnen auf; daneben arbeitete er als Rechtsanwalt, vor allem in den Bereichen Erbrecht und Verbraucherinsolvenz. Als das Stuttgarter Kammerorchester darbte, Max Wagner brachte es als Geschäftsführender Intendant wieder auf Vordermann.

Danach gelang ihm das schier Unglaubliche: Er wurde Geschäftsführender Direktor an der Seite von Intendant Josef E. Köpplinger und beide führten das Gärtnerplatztheater auf dem langen Weg durch die Wüste der Renovierung: Jahrelang gab es Produktionen abseits des eigentlichen Hauses, man spielte in Zelten, in Reithallen, im Zirkus, im Prinzregententheater, und die Zuschauer wurden immer mehr, ein Erfolg folgte dem anderen. Jetzt ist das Gärtnerplatztheater ins eigene Haus zurückgekehrt, Max Wagner hat eine neue Aufgabe begonnen.

Er ist Geschäftsführer des Gasteig, Europas größtem Kulturzentrum mit fünf großen Sälen und so unterschiedlichen Institutionen wie den Münchener Philharmonikern, der Volkshochschule, der Stadtbibliothek und der Hochschule für Musik und Theater. Mit mehr als 1.700 Veranstaltungen pro Jahr spannt der Gasteig sein Angebot von Musik, Theater, Show, Tanz, Film und Ausstellungen bis hin zu Kursen, Vorträgen, Konferenzen und Kongressen. Themen der Zeit werden aufgenommen, und immer wieder heißt es Stellung beziehen.

Max Wagner liegt daran, den „Juwel“ Gasteig mit all seinen Facetten sichtbar zu machen; es ist ihm aber auch sehr wichtig, dass das Zusammenwirken mit den anderen Kulturinstitutionen in München gelingt, mit den neuen und alten Konzertsälen, den Theatern, den Museen, den Hochschulen, den Akademien. In einem SZ-Interview sagte er dazu: „Es geht nur gemeinsam. Man verteidigt nicht seinen Fürstenhof, sondern findet Spaß daran, zusammen zu spielen.“

Der Gasteig ist inzwischen älter als 30 Jahre, seine Generalsanierung ist beschlossen. Die technischen Anlagen werden erneuert, die Fenster sollen offener und lichter werden und auch der Carl-Orff-Saal dürfte neu konzipiert werden. Das Gebäude wird (ebenso wie vormals das Gärtnerplatztheater) geschlossen, ein Ausweichquartier ist schon einmal ausgewählt, aber natürlich liegen die Entscheidungen beim Münchener Stadtrat.

Als wäre das alles nicht genug: Max Wagner hat die Federführung beim Faust-Festival übernommen. Fünf Monate lang wird München 2018 im Zeichen von Goethes berühmtestem Drama stehen, mehr als 500 Events wird es geben: Ausstellungen, Konzerte, Filmvorführungen, Vorträge, literarische Veranstaltungen, Theaterproduktionen, Tanzvorstellungen, Partys, Führungen, Wettbewerbe und vieles mehr. Alle sollen sich mit den vielfältigen Facetten des Faust-Stoffes auseinandersetzen.

Aber noch einmal zurück: Mit Bertold Brecht, dem anderen Alumnus dieses Newsletters, verbindet Max Wagner etwas Besonderes: Während seines Gesangsstudiums in Dresden hat er sich mit Kommilitonen zusammengetan und Werke von Brecht aufgeführt. Im Wechsel wurden Tagebucheintragungen aus der Zeit des Exils gelesen und Gedichte, meist in der Vertonung von Kurt Weill, gesungen. Eines kann Max Wagner noch heute (fast vollständig) aufsagen:

Erinnerung an die Marie A

1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.

3
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

Newsletter November 2017

Georg Freiherr von Waldenfels

Studium der Rechtswissenschaft an der LMU

Georg Freiherr von Waldenfels hat auf vier, sehr unterschiedlichen Sektoren Top Positionen eingenommen und dabei Herausragendes geleistet.  Nach Studium, Referendariat und Rechtsanwaltstätigkeit begann seine Karriere als:

Politiker (Staatsminister): Franz Josef Strauß berief den jungen Abgeordneten im Bayerischen Landtag zum Staatssekretär. Neun Jahre später wurde von Waldenfels  Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigter des Freistaates Bayern beim Bund. Noch im selben Jahr wurde die Geschäftsverteilung in der Bayerischen Staatsregierung neu geordnet und sein Ressort erweitert: Von Waldenfels fungierte nun als „Bayerischer Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten“. Nach dem Tod von Franz Josef Strauß folgte eine Regierungsumbildung, von Waldenfels rückte in gleicher Funktion in das Kabinett Streibl, um nach weiteren zwei Jahren zum Bayerischen Staatsminister der Finanzen berufen zu werden. In seine Zeit als Finanzminister fiel die „Zwick-Affäre“, die der Weißen Weste von Waldenfels nichts anhaben konnte. Als Finanzminister setzte er eine weitere Privatisierung von Staatsbeteiligungen durch, u. a. den Verkauf des Bayernwerks an die VIAG. Sein Ministeramt legte er nieder, als er ins Management wechselte.

Management (Vorstand von Energie Unternehmen):  Bei VIAG übernahm von Waldenfels das neu für ihn geschaffene Ressort Wirtschaft und Politik. Zusätzlich war er Mitglied des Aufsichtsrats der Bayernwerk AG. Beide Posten behielt er bis zum Zusammenschluss der VIAG mit der VEBA zur (heutigen) E.ON. Zu diesem Zeitpunkte wechselte er in den Aufsichtsrat von E.ON und wirkte dort neun Jahre lang.

Verbandsarbeit im Sport (Präsident des Tennis Bundes)
17 Jahre lang war von Waldenfels Präsident des Bayerischen Tennis-Verbands, ehe er für 12 Jahre zum Präsidenten des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) gewählt wurde. Die Glanzzeit des deutschen Tennis, die Ära von Becker, Graf und Stich, erlebte von Waldenfels als Präsident des Bayerischen Verbandes, das Präsidentenamt des DTB übernahm er erst als diese Spitzensportler vom aktiven Sport schon zurückgetreten waren: Keine leichte Aufgabe, von der von Waldenfels selbst sagte: „Ich weiß, ich war nicht immer ein einfacher Präsident, es gab einige Aufs und Abs.“. Letztlich wurde sein Wirken aber vom DTB mit der Wahl zum Ehrenpräsidenten honoriert (diese Ehre wurde insgesamt nur zwei Personen zuteil).

Förderer von Wissenschaft und Kunst (Vorsitzender)
Zu seiner Alma Mater hat Georg von Waldenfels auch derzeit einen sehr guten Kontakt, nämlich als Vorsitzender des Kuratoriums der Friedrich-Baur-Stiftung, die die LMU und deren Fakultät in Großhadern mit einem hohen sechsstelligen Betrag fördert.

Gleichzeitig ist die Friedrich Baur Stiftung auch die Klammer zu den Schönen Künsten, denn satzungsgemäß erhält die Medizinische Fakultät 4/5 der Stiftungserträge, die Akademie der Schönen Künste erhält 1/5.

Kunst und gesellschaftlichen Glanz weiß Freiherr von Waldenfels insbesondere als Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth zu vereinen, des ältesten und größten Fördervereins für die Bayreuther Festspiele.

Newsletter November 2016

Max Weber

Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der LMU

In München hielt Max Weber zwei seiner wichtigsten Vorträge, an der LMU wirkte er drei Semester und in München fand Max Weber seine große, leidenschaftliche, späte Liebe. Die Spanische Grippe, eine der größten Pandemien in Europa, setzte seinem Leben ein abruptes Ende.

Bevor Max Weber nach München kam, hatte er bereits eine singuläre Laufbahn als Wissenschaftler hinter sich[1], herausragende Werke wie „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ wurden allerseits diskutiert, seine Schriften über die Soziologie, über Wirtschaft, über Politik setzten Standards. Die Zeit in München war in vielerlei Hinsicht der Schlussakkord des Schaffens von Max Weber.

Zwei Monumente der allgemeinen Weber Rezeption sind Druckfassungen von Reden, die er in seinen letzten Jahren in München vor Studenten hielt, noch ehe er den Ruf an die LMU erhielt: „Wissenschaft als Beruf“, sicherlich ein sehr persönliches Dokument eines Wissenschaftlers, der sich schonungslos nach dem Sinn seines eigenen Tuns befragt, und „Politik als Beruf“, deren Wucht und sprachliche Dramatik bewirken, dass Passagen bis zum heutigen Tag im Stammbuch vieler Politiker und in der medialen Berichterstattung über Politik geradezu gebetsmühlenartig wiederholt werden. So ist das Bild vom „starken langsamen Bohren von harten Brettern“ zum Versatzstück eines allgemeinen Trivialgeredes über Politik und Politiker geworden.

Seine Zeit an der LMU wurde von erheblichen politischen Turbulenzen betroffen: Ein Tag nach seiner Berufung an die LMU wurde in Bayern die Räterepublik ausgerufen, der Beginn seiner Lehrtätigkeit musste dann kurzfristig aus anderem Grund verschoben werden: Max Weber wurde als Sachverständiger in die deutschen Delegation berufen, um bei der Friedenskonferenz zum Versailler Vertrag mitzuwirken. Andererseits war mit seiner Berufung an die LMU auch die räumliche Nähe zu seiner späten Liebe verbunden, einer Frau, die mit seiner Ehefrau gut befreundet war und mit deren Mann Max Weber eng verbunden wissenschaftlich arbeitete.

Seine Lehrtätigkeit an der LMU war dann aber trotz allen Nachkriegswehen außerordentlich zugkräftig und eindrucksvoll: Im Sommersemester las er über „Kategorien der Gesellschaftslehre“ vor 600 Studenten, im Wintersemester dann über „Wirtschaftsgeschichte“ und im folgenden Sommersemester eine dreistündige Vorlesung über „Staatssoziologie“ vor 400 Studierenden. In die Einführung drängten 600 Hörer.

Wichtige Werke von Max Weber, insbesondere „Wirtschaft und Gesellschaft“ sind Druckfassungen dieser Vorlesungen und konnten erst nach seinem tragischen Tod veröffentlicht werden.

Newsletter November 2016


[1] Diese Zusammenfassung orientiert sich an Dirk Kaesler: Max Weber bei C.H.Beck

Isabell Welpe

Studium der Betriebswirtschaft ud nHabilitation an der LMU

Selten gelingen (wissenschaftliche) Karrieren derart zielstrebig, international und schnell. Nach dem Startschuss der Einschreibung als Studentin der LMU dauerte es nur 14 Jahre bis Isabell Welpe den Ruf auf einen Lehrstuhl einer Exzellenz Universität erhielt. Hier nur die großen Namen ihrer Laufbahn:

  • LMU und Massachusetts Institute of Technology (MIT)
  • London School of Economics and Political Science (die ein Viertel der Nobelpreise für Ökonomie hervorgebracht hat)
  • University of California at Berkeley (insgesamt 72 Nobelpreisträger)
  • EMLYON Business School in Lyon (eine der Grandes Ecoles in Frankreich)
  • Max-Planck-Institut für Ökonomik

Als dann Isabell Welpe den Ruf an die Technischen Universität München erhielt, war sie gerade 33 Jahre alt.

Professor Welpe forscht aus einer verhaltenswissenschaftlichen Perspektive im Bereich Leadership, Innovation und Organisation u.a. auf den Gebieten Auswahl und Beurteilung von Führungskräften, strategische Führung, Führung von Teams sowie der Rolle von Emotionen in Führungsprozessen.

Aus diesem akademisch definierten Rahmen kommen facettenreiche Aussagen über Gender Management (Frauen sind besser – Männer auch), Untersuchungen wie geteilte / gemeinsame Führung die Leistungsfähigkeit einer Gruppe verbessert, bis hin zu Überlegungen, ob Führung durch demokratische Wahlen möglich und erfolgreich ist oder sein kann.

Professor Welpe bleibt der LMU verbunden, emotional durch viele gute Erinnerungen an ihre Zeit an der LMU, durch Publikationen zusammen mit Kollegen der LMU und – sicherlich am wichtigsten – als Direktorin des CDTM (Center for Digital Technology & Management), einer gemeinsamen Initiative von TUM und LMU, die besonders begabten Studierenden den englischsprachigen, interdisziplinären und praxisorientierten Zusatzstudiengang Technology Management anbietet.

Newsletter November 2015

Die Weiße Rose

Alexander Schmorell (Medizin), Hans Scholl (Medizin), Willi Graf (Medizin),  Sophie Scholl (Biologie und Philosophie), Christoph Probst (Medizin), Prof. Kurt Huber (Psychologie, Musikwissenschaften)

In Polen, in der Sowjetunion begingen die Deutschen Einheiten  im Zweiten Weltkrieg fürchterlichen Völkermord, die „fürchterlichsten Verbrechen an der Würde des Menschen“, wie sie das zweite Flugblatt der Weißen Rose beschreibt. Heute nimmt man an, dass allein in den sechs Monaten zwischen Juni und Dezember 1941 dort mehr als 1,5 Millionen Menschen außerhalb von Kampfhandlungen umgebracht wurden oder an Hunger starben. Vielen war dies bekannt, man denke nur an das Massaker von Babij Jar (Kiew) im Herbst 1941, das nach nur wenigen Tagen in den Offizierskasinos von Paris diskutiert wurde. Aber die Mehrheit rührte sich nicht: Die Gewalt gegenüber der sowjetischen Zivilbevölkerung wurde eher als Teil der Kriegsführung angesehen; die Hinschlachtung von Juden umgab eine Aura des Unheimlichen und Furchtbaren, über das man besser schwieg oder das man verdrängte.1]

In dieser Situation meldeten sich zwei Studenten der LMU zu Wort: Alexander Schmorell und Hans Scholl verfassten – geleitet von ihrer christlichen Einstellung – im Juni und Juli 1942 insgesamt vier „Flugblätter der Weißen Rose“ und verschickten sie anonym an Intellektuelle im Raum München. Damit wollten sie vor allem zum passiven Widerstand gegen das Nationalsozialistische Regime aufrufen. Um die beiden Studenten bildete sich allmählich ein Kreis, Sophie Scholl, Willi Graf und Christoph Probst kamen hinzu und nach einer Weile auch Professor Kurt Huber.

Anfang 1943 erscheint das fünfte Flugblatt, das nun schon in sechs Städten Süddeutschlands und Österreichs verteilt wird. Im Februar 1943 schreibt dann Professor Huber das sechste, sehr kämpferische Flugblatt; es wird von britischen Bombern über ganz Deutschland abgeworfen, selbst Thomas Mann engagiert sich und spricht in einer BBC Sendung über die Weiße Rose.

Am 18. Februar 1943 werden die Mitglieder der Widerstandsgruppe im Lichthof der LMU gefasst, sie werden vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt, das Urteil wird in Stadelheim vollstreckt.

Heute steht der Name „Weiße Rose“ oder „Geschwister Scholl“ für den Widerstand gegen das Nationalsozialistische Regime. So gibt es den Geschwister-Scholl-Preis, der jährlich ein Buch auszeichnet, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem gegenwärtigen Verantwortungsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.

In München gibt es mehrere Gedenkstätten für die Weiße Rose: Eine der wichtigsten liegt direkt neben dem Lichthof in der LMU, eine andere dokumentiert die Weiße Rose im Justizpalast. Bei Interesse veranstaltet die Münchener Universitätsgesellschaft Sonderführungen.

Newsletter November 2015


[1] Siehe: Ulrich Herbert, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, C.H.Beck, 2014