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Edgar Reitz

Edgar Reitz studierte Germanistik, Publizistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft. Einige seiner Werke sind:

  • Heimat-Trilogie
  • Der Schneider von Ulm 
  • Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht

Newsletter Juli 2019

Marcel Reich-Ranicki

Ehrenpromotion der LMU

Studieren konnte Reich-Ranicki nicht: Er konnte zwar sein Abitur machen, aber sein Antrag auf Immatrikulation an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin (der jetzigen Humboldt Universität) wurde wegen seiner jüdischen Abstammung abgelehnt.

Aber die Verhältnisse in Deutschland spielten ihm noch schlimmer mit: Reich-Ranicki wurde in das ihm fremde Polen ausgewiesen, schließlich wurde er in das Warschauer Ghetto gezwungen. Der Deportation in das Vernichtungslager Treblinka entkam Reich-Ranicki nur knapp, jahrelang musste er untertauchen.

Als ihm bekannt wurde, dass sich Thomas Mann von der NS-Herrschaft öffentlich distanziert hatte, wurde dieser nicht nur in literarischer, sondern auch in moralischer Hinsicht sein Vorbild.

In den Jahren unmittelbar nach dem Krieg arbeitete Reich-Ranicki für die polnische Geheimpolizei, zeitweise auch in London. Trotz seiner Verdienste – er erhielt Orden und Medaillen - endete seine Karriere abrupt. Der Geheimdienst und das Außenministerium entließen ihn wegen „ideologischer Entfremdung“, die kommunistische Polnische Arbeiterpartei schloss ihn aus.

Nun startete Reich-Ranicki seine literarische Karriere, erst als freier Schriftsteller, dann immer mehr als Literaturkritiker.

Erläuterung zum zweiten Bild:

Legendär dieser Fernsehabend: Dem einflussreichen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sollte von Thomas Gottschalk der Preis des Deutschen Fernsehens für sein Lebenswerk überreicht werden. Allein Reich-Ranicki verblüffte die Festversammlung getreu seinem Motto „Ein Kritiker darf alles, nur nicht langweilen“. Zum Entsetzen des Publikums verweigerte Reich-Ranicki den Preis, weil, so seine Begründung, er anschließend auch Worte des Dankes sagen müsste. Das könnte er aber nicht, denn das Fernsehen sei so schlecht, so voll von Blödsinn, auch an diesem Abend; ein Dank für eine solche Auszeichnung käme nicht über seine Lippen. Nur einer behielt die Fassung und reagierte blitzschnell: Thomas Gottschalk griff die Kritik auf und fragte die anwesenden Intendanten der Fernsehanstalten, ob sie Sendezeit frei machten, um genauer zu sehen, was denn Reich-Ranicki missfiel. Nachdem deren Zustimmung erfolgt war und auch Reich-Ranicki mit einem solchen Gespräch einverstanden war, kam die nächste Überraschung: Reich-Ranicki, offensichtlich gerührt von so viel Geistesgegenwart und Entgegenkommen, erzählte umständlich noch eine Geschichte von dem großen Cellisten Rostropowitsch und dem Dirigenten Karajan, nur um Thomas Gottschalk auf offener Bühne das du anzubieten.

Auf Youtube kann man diesen Auftritt noch sehen. 

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Newsletter Juni 2017

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