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Gustav Heinemann

1919: Student an der LMU
1969 bis 1974: 3. Staatsoberhaupt der BRD

Schon seit der achten Klasse wollte Heinemann Rechtsanwalt werden. Sein Studium der Rechtswissenschaft und politischen Wissenschaft absolvierte er an den Universitäten von Münster, Marburg, München, Göttingen und Berlin. Seine erste Promotion erfolgte zum Dr. phil. an der Philipps-Universität in Marburg, da die Staatswissenschaften damals noch in der philosophischen Fakultät angesiedelt waren. In Münster erfolgte seine Promotion zum Dr. jur.

Er arbeitete als Justitiar und Prokurist bei den Rheinischen Stahlwerken Essen, deren stellvertretendes Vorstandsmitglied er wurde. Während des Nationalsozialismus gehörte er der Bekennenden Kirche an (eine Untergruppe der evangelischen Kirche, die den Machtanspruch des Nationalsozialismus nicht akzeptierte). Unter anderem war er Mitglied des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland und Präses der Gesamtdeutschen Synode.

Schon als Student engagierte sich Heinemann in den Studentengruppen der Deutschen Demokratischen Partei. Nach dem Krieg war er ehrenamtlicher Oberbürgermeister von Essen für den Landesverband der CDU, den er mitbegründet hatte, dann auch Justizminister von Nordrhein-Westfalen und schließlich Bundesinnenminister.

Nach einem Jahr trat er jedoch zurück, weil er nicht akzeptieren wollte, dass Bundeskanzler Adenauer den Westmächten ohne Absprache ein deutsches Kontingent für eine europäische Armee angeboten hatte. In der "Notgemeinschaft für den Frieden Europas" sammelte Heinemann Gegner der Remilitarisierung um sich, die aus seiner Sicht eine Gefahr für die Wiedervereinigung darstellte. Er wechselte von der CDU in die SPD. In der Großen Koalition war er Bundesjustizminister.

Als eines seiner wichtigsten Anliegen als Bundespräsident bezeichnete Heinemann die Überwindung der Untertänigkeit und die Erziehung der Deutschen zu mündigen Menschen mit bürgerlichem Handeln und Verhalten, die sich aktiv für die freiheitliche Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzen sollten.

In einem Interview sagte er, er wolle lieber ein "Bürgerpräsident" sein als ein "Staatspräsident“. Außenpolitisch lagen ihm die Aussöhnung mit den europäischen Nachbarländern und die Förderung des Friedens in Europa am Herzen.

Seine Einstellung zum Thema Patriotismus hatte er schon lange vor seiner Wahl auf die Frage, ob er diesen Staat, die Bundesrepublik, als Bewerber um die Bundespräsidentschaft denn nicht liebe, in vielzitierter Weise deutlich gemacht: „Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!“

Newsletter Dezember 2014

Theodor Heuss

1905: Student an der LMU
1949 bis 1959: 1. Staatsoberhaupt der BRD

Heuss studierte Nationalökonomie, Literatur, Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und Staatswissenschaften an der Münchner und an der Berliner Universität. 1905 wurde er an der LMU über Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar promoviert.

Schon während des Studiums war er journalistisch tätig, und diesem Beruf widmete er sich auch im Anschluss an seine Ausbildung. Sein politisches Engagement führte ihn zur Gründung der Deutschen Demokratischen Partei, für die er bald in den Reichstag einzog. 1932 veröffentlichte Heuss ein Buch über Adolf Hitler, durch das er sich den Zorn der Nationalsozialisten zuzog. Im Jahr darauf verlor er sein Reichstagsmandat und seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Politik, konnte jedoch - zum Teil unter einem Pseudonym - bis Kriegsende weiter publizieren.

Er zog mit der Familie nach Heidelberg, wo er vor allem an einer Biographie über Robert Bosch arbeitete, um die Bosch ihn noch kurz vor seinem Tod gebeten hatte, und lebte dort bis 1945.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Lizenzträger für eine der ersten Nachkriegszeitungen – die heute noch bestehende Rhein-Neckar-Zeitung . Die amerikanische Militärregierung ernannte ihn zum ersten Kultusminister Württemberg-Badens.

Heuss wirkte bei der Bildung des Bundesverbands der liberalen westdeutschen Parteien mit, der sich unter dem Namen Freie Demokratische Partei (FDP) gründete; Heuss wurde ihr erster Bundesvorsitzende.

Als Mitglied des Parlamentarischen Rats hatte er großen Anteil an der Formulierung des Grundgesetzes.

Das gerade erworbene Mandat im ersten Deutschen Bundestag legte er nieder, als er gegen Kurt Schumacher von der Bundesversammlung ins höchste Staatsamt der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde und zunächst seinen Amtssitz auf der Viktorshöhe bezog, erst ein Jahr später bezog er die Villa Hammerschmidt.

Heuss prägte das Amt durch seine überparteiliche Amtsführung. Als Repräsentant der demokratisch-liberalen und kulturellen Traditionen Deutschlands vermochte er im Ausland Vertrauen für die Nachkriegsrepublik zu gewinnen.

Die Londoner Times schrieb: „Professor Heuss war außergewöhnlich erfolgreich als Bundespräsident und verkörperte bis zur Perfektion das Konzept des gebildeten Ehrenmanns (‚Scholar and Gentleman‘) unter den extrem schwierigen Umständen, in denen sich Deutschland selbst fand, nachdem Hitlers Aggressionskrieg verloren war. Er tat als formelles Staatsoberhaupt, was er konnte, um das Image des Landes als eins der Dichter, Philosophen und Musiker wiederherzustellen.“

Newsletter Dezember 2014