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MUG Science Day

Die größten Risiken unserer Zeit

Das Thema des 1. Science Days der Münchener Universitätsgesellschaft war „Die größten Risiken unserer Zeit“. In neun Vorträgen wurden brandaktuelle Themen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Terrorismus, Cyberrisiken, Inflation, Asteroiden, Sonnenstürme, Ressourcenengpässe und Migration analysiert und diskutiert.

Der MUG ist es gelungen, diese größten Risiken unserer Zeit mit herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Perspektiven darzustellen.

Neun spannende Vorträge zogen am 23. Mai, über den ganzen Tag verteilt, zwischen 200 und 450 Zuhörerinnen und Zuhörer im Audimax der LMU in den Bann. Eingeladen war jeder, der Eintritt war kostenlos.

Dr. Jeanne Rubner, Wissenschaftsredakteurin, führte als Moderatorin durch den Tag.

Schon im Vorfeld kündigten – nach einem Pressegespräch – u. a. die Süddeutsche Zeitung, tz-München und Radio Arabella den Wissenschaftstag anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Münchener Universitätsgesellschaft an.

„Wir wollen mit Themen aus der Wissenschaft Perspektiven öffnen, sich zu informieren und für die Zukunft zu interessieren“, sagt Professor Oliver Jahraus, Vizepräsident der LMU.

Professor Christian Hesse, Universität Stuttgart, startete mit dem Thema „Die Vermessung des Risikos“. In seinem Vortrag betrachtete er Pech, Glück und Zufall mathematisch und führte diese Berechnungen zu Wahrscheinlichkeiten. Sein Zwischenfazit (rein rechnerisch): „Der Zufall ist ungerecht“.

Martin Kreuzer, Munich Re, stellte die Bedrohungen durch „Cyberrisiken“ dar. Sein Hinweis: Randsomware-Angriffe sind die Bedrohungen Nummer 1. Gerade das Gesundheitswesen oder der Energiesektor sind bevorzugte Ziele von Hacker-Angriffen. Sie zählen zu den Branchen, die viele unterschiedliche Hard- und Softwarekomponenten verwenden. Bis 2025 werden 60% der Unternehmen Cybersicherheit als Voraussetzung für geschäftliche Engagements definieren, so Martin Kreuer.

Professorin Antje Boetius, Alfred-Wegener-Institut, berichtete mit viel Leidenschaft über die Gefahren des Klimawandels und des Biodiversitätsverlustes. Dass die Klimaerwärmung voranschreitet, ist jeder/jedem bewusst. Welche Auswirkungen dies auf das gesamte Ökosystem hat, beschrieb Frau Boetius eindrucksvoll am Beispiel der Ozeane, in die ein großer teil der globalen Erwärmung fließt. Die Konsequenzen betreffen uns alle. Aber, so Frau Boetius: „Wir können noch etwas tun.“

Professor Peter R. Neumann, King’s College, London, ein Terrorismus-Experte, der den Gästen im Hörsaal die Möglichkeiten der Erforschung des Terrorismus näherbrachte. Es gibt sogenannte „Bausteine der Radikalisierung“, die Radikalisierungsverläufe erklären lassen. Herr Neumann belegte seine Theorien an Terroranschlägen der jüngsten Vergangenheit.

Professor Hans-Werner Sinn, LMU, beschrieb Ursachen und Erwartungen zum Thema „Die neue Inflation“. Erzeugerpreise klettern in schwindelerregende Höhen und die Verbraucher müssen immer tiefer „in ihre Taschen greifen“. „Mit einem Lag von drei Monaten übertrug sich bisher die Inflationsrate der gewerblichen Erzeugerpreise (aktuell +37%) zu gut einem Drittel auf die Inflationsrate der Konsumentenpreise“, so Herr Sinn. Welche Ursachen, Gefahren und Politikimplikationen dahinterstehen, wurde den Zuhörerinnen und Zuhörern schnell klar. Die neue Stagflation und die Verantwortung der EZB waren die zentralen Themen seines Vortrags.

Professor Harald Lesch, LMU, entführte die Interessierten im Audimax in himmlische Sphären, mit Asteroiden und Meteoriten. Sein Vortag mit spannenden Filmsequenzen faszinierte alle. Welche Gefahren von Asteroiden ausgehen, die millionenfach mit enormen Geschwindigkeiten durch das All jagen und wie diese Gefahren für die Erde einzuschätzen sind, erklärte Herr Lesch eindrucksvoll. Die Beobachtung und Erforschung des Himmels bleiben spannend.

Jan Eichner, Munich Re, machte mit seinem Vortrag auf Sonnensturm-Risiken aufmerksam. Dabei ging es um nicht zu unterschätzende Auswirkungen und damit eine Gefährdung von Technik und Infrastruktur. Diesen Risiken ausgesetzt sind beispielsweise Satelliten, Funkverkehr, Luftfahrt und die Stromversorgung.
Natürlich gibt es auch in diesem Bereich Initiativen und Strategien, die Wissenschaftler zusammenbringen und deren Forschungen der Menschheit helfen sich besser gegen solche Risiken zu wappnen.

Professorin Regina Birner, Universität Hohenheim, ging auf die Lebensmittelversorgung der Weltbevölkerung ein. Um im Jahr 2050 mehr 9,7 Milliarden Menschen angemessen ernähren zu können, ist eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion um ca. 60 % erforderlich.

Die große Herausforderung besteht darin, diese Produktionssteigerung unter Einhaltung der globaler Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Bei Fortschreibung gegenwärtiger Trends sind Engpässe bei natürlichen Ressourcen und darauf basierende soziale Konflikte unvermeidlich. Nachhaltige Lösungen können im Spannungsfeld zwischen einem technologie-offenen und einem technologie-kritischen Paradigma entwickelt werden, aber es bedarf Governance-Reformen auf allen Ebenen – von lokal bis global, um diese umzusetzen.

Dr. Koko Warner, UNFCCC Bonn, verweist in Ihrem Vortrag darauf, dass Klimaänderungen zu Fluchtbewegungen führen können. Ereignisse, wie Stürme und Fluten, gefährden die Bewohner und ihr Hab und Gut. Ausbleibende Regenfälle oder Extremtemperaturen können Nahrungsmittelproduktion und die landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen gefährden. In manchen Regionen treffen klimatische Stressoren auf bereits bestehende Konflikte. In der Zukunft steigt die Gefahr, dass Regionen nach derzeitigen Maßstäben unbewohnbar werden und damit Migration die einzige Option bleibt.

Allen Vorträgen gemeinsam war die Erkenntnis, wie wichtig es ist, Risiken zu erforschen. Denn nur, wenn man die Risiken und deren Ursachen kennt, lassen sich Strategien und Lösungen entwickeln, deren eintreten zu verhindern oder sie zumindest zu vermindern.
Die MUG unterstützt diese und andere Forschungen an der LMU. Sie ist nah dran an der Welt der Wissenschaft und sieht sich als Vermittlerin dieses Wissens.
Das Ziel der MUG ist es, die Wissenschaft mit der Gesellschaft vernetzen, so Herr Professor Höppe, Vorsitzender des Vorstands der MUG.

Die MUG ist keine geschlossene Gesellschaft.
Wir freuen uns über jeden, der sich mit der LMU verbunden fühlt und sich einbringt. 

Die MUG dankt allen Referentinnen und Referenten, Sponsoren und Mitwirkenden, die diesen Wissenschaftstag zu einem großen Erfolg gemacht haben.
Vielen Dank an die vielen wissenschaftsinteressierten Gäste im Audimax der LMU.

Ganz herzlich bedanken möchten wir uns auch für Ihre Spenden, die eine solche Veranstaltung erst möglich machen.

Ihre
Münchener Universitätsgesellschaft e.V. (MUG)