Die LMU steht am Anfang und steht am Ende eines ganz bedeutenden Musikerlebens. Manche bezweifeln, dass diese Universität auch nur das Geringste zum Erfolg beigetragen hat, es wäre auch ohne die LMU so geworden, wie es geworden ist.[1]
Nun ja, noch vor Verlassen des Gymnasiums wurde Straussens erste Symphonie im Münchener Odeon aufgeführt und während seines kurzen Studiums reiste Strauss nach Wien zur Uraufführung seines Violinkonzertes. Alle wichtigen Opern von Richard Wagner hatte Strauss studiert und gehört und er brannte darauf, sich in der Welt der Musik zu etablieren. Dennoch: Sein Vater, weltberühmter Hornist im Hoforchester in München, wusste nur zu gut, was es bedeutete, für seinen Lebensunterhalt allein von der Musik abhängig zu sein, er drängte seinen Sohn zum Studium. Letztendlich war es nur ein Semester an der LMU, aber es war doch von einiger Bedeutung für ihn, denn es markierte den Beginn einer intellektuellen Entwicklung. Strauss studierte Shakespeare, Kunstgeschichte, Philosophie und Ästhetik – Studien, die seine künstlerische Entwicklung in den kommenden zehn Jahren direkt beeinflussen sollten.
Die Karriere des Musikers Strauss beschleunigte sich von nun an exponentiell, sowohl als Komponist wie auch als Dirigent. Dreimal wurde Strauss der akademische Grad eines Ehrendoktors verliehen, von den Universitäten in Heidelberg, Oxford und München. Angelehnt an diese Stationen soll die Vita Strauss kurz umrissen werden.
Die Universität Heidelberg ehrte ihn für seinen Einsatz für die Urheberrechte der Komponisten, die Strauss zusammen mit Freunden formuliert und durch Lobbyarbeit auf den Weg gebracht hatte. Aber natürlich galt diese Ehrung auch dem Star Richard Strauss, der mit Aus Italien, Don Juan, Tod und Verklärung, Macbeth, Till Eulenspiegel, Also sprach Zarathustra, Don Quixotte, Ein Heldenleben internationalen Ruhm erntete. Interessanterweise erfolgt die Ehrung des Ehrendoktors zu einem Zeitpunkt, an dem sich Strauss vom Schöpfer der Tondichtungen zum Opernkomponisten wandelte. In dieser Zeit zog er nach Berlin, der energiegeladenen Hauptstadt des jungen Kaiserreiches. Und alles änderte sich mit Salome: Begierde, Inzest, Enthauptung und Nekrophilie verbanden sich mit einer verschlungenen Chromatik und einer brillanten Instrumentierung zu einem Werk, das ebenso stark faszinierte, wie es Abscheu erregte, kurzum eine Opernsensation.
Der Erfolg der Salome gab Strauss Selbstbewusstsein als Opernkomponist und außerdem genug Kapital, um sich eine Villa zu bauen, eine Seidl Villa in Garmisch.
In dieser Zeit begann die Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal, die im Wesentlichen per Korrespondenz erfolgte, die persönlichen Treffen waren demgegenüber seltener. Nach Elektra folgte der größte der Triumphe, die internationale Sensation, der Rosenkavalier, uraufgeführt in Dresden. Die Zuschauer nahmen die Oper enthusiastischer auf als die Kritiker, die meist von den Stilbrüchen und vor allem von den anachronistischen Walzern verwirrt waren.
Auch ein Ballett schuf das Duo Strauss / Hofmannsthal, die Josephslegende. Die Premiere in Paris dirigierte Strauss persönlich, nachdem er gerade zum Offizier der Ehrenlegion ernannt wurde. Kurz danach ehrte die University of Oxford ihn für seine Verdienste um die Musik mit der Ehrendoktorwürde. Nur wenige Wochen später begann der Erste Weltkrieg, die Stimmung schlug um, Strauss hatte Mühe zurück nach Deutschland zu kommen. Seine Ersparnisse aus dreißig Jahren wurden von einem britischen Banker verwaltet, dem Strauss seine Oper Salome widmete, aber nun wurde das Geld von der britischen Regierung konfisziert.
Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erlebte Strauss als der berühmteste lebende Komponist und Operndirigent auf der ganzen Welt. Nach der Machtübernahme in Deutschland versuchte Strauss die Rolle des unpolitischen Künstlers zu spielen und gleichzeitig die Beziehungen zum neuen Regime zu pflegen, eine schwierige, um nicht zu sagen tückische Angelegenheit.
Am Ende des Kriegs lagen die Lindenoper in Berlin, die Dresdner Semper Oper, die Wiener Staatsoper und die Münchener Oper in Trümmern. Strauss siedelte in die Schweiz über. Noch einmal machte der schon etwas gebrechliche Strauss eine Konzertreise nach London. In der Royal Albert Hall dirigiert er Don Juan, die Burleske, die Symphonia Domestica und als Zugabe den Walzer aus dem Rosenkavalier.
Danach dirigierte Strauss nur noch zwei Mal öffentlich, einmal kurz im Prinzregenten Theater und einmal nur wenig länger im Studio des Bayerischen Rundfunks, beides für eine filmische Biografie. Dazwischen lag sein 85. Geburtstag, den der Jubilar in seinem Haus in Garmisch feierte, und wo ihm zahlreiche Ehrungen zuteilwurden: München bekam eine Strauss Stiftung, Garmisch und Bayreuth erhoben ihn zum Ehrenbürger und die Juristische Fakultät der LMU verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.