Prinzessin Therese Charlotte Marianne Auguste von Bayern wuchs zusammen mit ihren drei Brüdern im Münchener Palais Leuchtenberg auf. Ihr Vater war Luitpold, Prinz von Bayern, der spätere Prinzregent. Therese fällt schon früh als ein ungewöhnlich begabtes, provozierend wissensdurstiges und ehrgeiziges Kind auf. Sie interessierte sich für Pflanzen, Tiere und Kulturen und zeigte ein außergewöhnliches Sprachtalent. Zudem war es ihr wichtig, durch physisches Training und Gymnastik Kraft und Eigenständigkeit zu gewinnen.
Obwohl die Familie auf eine standesmäßige Heirat drängte, blieb Therese unverheiratet. Sie fühlte sich von keinem der ihr vorgestellten Kandidaten angezogen und beschreibt sich selbst als heiratsuntauglich. Sie galt als eigenwillig, selbstbewusst und hatte, für eine Frau im späten 19. Jahrhundert, ungewöhnliche Interessen. Ihre breitgefächerte Bildung in Natur- und Sozialwissenschaften, in Geologie, Botanik, Zoologie und Ethnologie erwarb sie sich im Selbststudium, weil Mädchen und Frauen zur damaligen Zeit weder an Gymnasien noch an Universitäten zugelassen waren.
Ihr Wissensdurst trieb sie aus München heraus, sie bereiste erst Europa, dann Nordafrika, sie reiste durch Skandinavien, der Mitternachtssonne entgegen, sie fuhr quer durch das russische Zarenreich, fuhr den Amazonas hinauf und entlang der tropischen Küste Brasiliens. Alexander von Humboldt zeichnete ihr den Dreischritt vor: Erstens wissenschaftliche Zielsetzung und Planung, zweitens Durchführung und drittens die wissenschaftliche Aufarbeitung. So lernte sie nebenbei und nach und nach 12 Fremdsprachen; auf den langen, expeditionsähnlichen Fahrten lebte sie spartanisch und reiste stets inkognito.
Das Zusammenwirken von Beobachten, Forschen, Sammeln, Schreiben und Beschreiben, die lange Liste ihrer Ziele, die hohe Zahl ihrer Veröffentlichungen macht sie zu einer eindrucksvollen Person, die bald Anerkennung findet: Sie wird zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Und sie erhielt – für Autodidakten und für eine Frau zu dieser Zeit eine Seltenheit – von der Philosophischen Fakultät der Universität München die Ehrendoktorwürde.
Nach dem Tod ihres Vaters stellte Therese das Reisen ein und widmete sich stattdessen sozialen und politischen Fragen ihrer Heimat. Den Eintritt Deutschlands in den Ersten Weltkrieg und die Kriegsbegeisterung dieser Zeit lehnte Therese entschieden ab. Sie zog sich in ihre Villa am Bodensee zurück, wo sie im Alter von 74 Jahren starb. Sie wurde unter dem Hauptaltar der Theatinerkirche beigesetzt.
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Therese von Bayern war die erste Frau, die von der LMU derart geehrt wurde. Frauen war auch damals noch das Studium verwehrt, erst sechs Jahre später wurden sie an der LMU zugelassen, und auch nur das eingeschränkt. Das Verzeichnis der Studierenden aus dem Jahr 1903 enthält nach namentlicher Auflistung aller Professoren und aller Studenten den Vermerk:
und mit höchster Genehmigung zu Vorlesungen zugelassene Hörerinnen ~ 33
Die LMU war keinesfalls Vorreiter bei der Ehrung oder Zulassung von Frauen; mit Stolz kann die Universitätsgesellschaft darauf hinweisen, dass unsere Mitbegründerin, Ricarda Huch, fünf Jahre vor Therese von Bayern mit der Ehrendoktorwürde der Universität Zürich ausgezeichnet wurde.